Publikationen: Aktuell

Trotha_TB


Häussler, Matthias / Eckl, Andreas: Lothar von Throtha in Deutsch-Südwestafrika, 1904-1905. Bd. I: Das Tagebuch (328 Seiten) / Bd. 2: Das Fotoalbum (327 Seiten), Berlin u.a.: De Gruyter 2024.

Generalleutnant Lothar von Trotha, von Mai 1904 bis November 1905 Oberkommandierender der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika im Kampf gegen OvaHerero, Nama und Oorlam, gilt zu Recht als der Hauptverantwortliche des ersten Genozids des 20. Jahrhunderts. Mit der kritischen Edition seines schriftlichen und fotografischen Nachlasses, mithin zentraler Quellen, leisten die Autoren einen überfälligen Beitrag zur Erforschung von Ereignissen, die nicht nur die Wissenschaft, sondern ebenso die Öffentlichkeit, die Politik und nicht zuletzt die Justiz beschäftigen: Krieg und Genozid in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika.

Das Buch erscheint in zwei Teilbänden: Der erste Teil beinhaltet das bislang nicht erschlossene, handschriftliche Originaltagebuch, das Lothar von Trotha während seiner Einsatzzeit führte, nebst zahlreichen Anhängen aus dem Nachlass sowie anderen Archiven. Der zweite Teil erschließt das persönliche Fotoalbum des Oberkommandierenden mit dem Titel Bilder aus dem Krieg in Südwestafrika von Generalleutnant v. Trotha, das von der Forschung bislang nicht rezipiert worden ist.

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SeydelErmöglichungsverhältnisse


Marius Seydel: Ermöglichungsverhältnisse. Die Kooperation von NS-Sondereinheiten im Holocaust am Beispiel des I./SS-Gendarmerie-Bataillons (mot.), Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2023, 636 Seiten (ISBN: 978-3-95832-336-0)

Die Rolle des I./SS-Gendarmerie-Bataillons (mot.) bei der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden, der Massengewalt gegen die polnische Bevölkerung sowie bei der Widerstandsbekämpfung im besetzten Polen wurde bislang kaum aufgearbeitet. Dabei erreichten die Verbrechen dieser 1942 aufgestellten NS-Sondereinheit eine vergleichbare Dimension wie die mörderische Gewalt, die von bereits intensiver erforschten Polizei- und SS-Truppen ausging.
Marius Seydel schließt diese Forschungslücke. Er analysiert Taten, Einsatzräume und -strukturen sowie das Personal des Gendarmerie-Bataillons. Verbunden ist damit eine erstmalige Untersuchung der Polizeisparte der Gendarmerie selbst und des Institutionengeflechts im ›Generalgouvernement‹. Darauf aufbauend entwickelt die Studie einen neuen intermediären Ansatz der NS-Täterforschung, der struktur-, personen- und situationenbezogene Erklärungen für Tathandeln nicht länger dichotomisch gegenüberstellt, sondern sie vermittelt. Die Voraussetzungen für die mehrjährige Mitwirkung der Bataillonsangehörigen an Massenmorden werden auf diese Weise als Ermöglichungsverhältnisse in den Blick genommen.

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TüscherDiss


David Tüscher: Einer von den Normalen. Biographie und narrativer Selbstentwurf des NS-Direkttäters Dr. Erich Isselhorst, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2022, 376 Seiten (ISBN: 978-3-95832-314-8)

Es waren keine unglücklichen Umstände, die den promovierten Juristen Dr. Erich Isselhorst am Morgen des 23. Februars 1948 vor das französische Erschießungskommando in Straßburg brachten. Isselhorst, der in den beiden vorherigen Jahren in drei Gerichtsprozessen jeweils zum Tode verurteilt wurde, hatte in seiner Laufbahn bei der Geheimen Staatspolizei den NS-Terrorapparat in leitenden Funktionen durchlebt und mitgestaltet. Nach der Leitung verschiedener Dienststellen während der Vorkriegszeit wurde Isselhorst kurz nach Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion zu den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei abkommandiert. An dieser Stelle wirkte er an zahlreichen Massenverbrechen im rückwärtigen Armee- und Heeresgebiet mit. Im Jahr 1944 wurde Isselhorst dann nach Straßburg versetzt, wo er als Befehlshaber der Sicherheitspolizei bis zum Eintreffen der alliierten Truppen fungierte. Trotz seiner Positionen und der Beteiligung an den NS-Verbrechen ist Isselhorst bislang in der NS-Forschung kaum in Erscheinung getreten.
Die Studie befasst sich grundlegend mit der Verwendung von Ego-Dokumenten in der oftmals strukturanalytisch geprägten NS-Täterforschung. Sie zeigt anhand des umfangreichen Quellenbestands von Erich Isselhorst auf, wie ein unmittelbar an den Gewaltverbrechen mitwirkender NS-Täter sich historisch und sozial selbstverortet, wie er das Geschehen reflektiert und wie seine Beurteilung des eigenen Handelns sich verändert.
Die Analyse offenbart zudem seltene Einblicke in den Alltag, die Arbeitsprozesse und die sozialen Beziehungen der Akteure innerhalb des NS-Vernichtungsapparats. Die retrospektiven Selbstzeugnisse werden ferner dafür herangezogen, um an ihnen narrative Selbstbilder aufzuzeigen, die maßgeblichen Einfluss auf die individuelle Rationalisierung und die Legitimierung der begangenen Verbrechen hatten. So kann nachvollzogen werden, wie Isselhorst anhand seiner eigenen Biographie argumentierte und damit Selbstbilder konstruierte, die seiner kohärenten Selbstverortung nach dem Krieg entsprachen.

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Publikation Zukunftsromane


Kristin Platt / Monika Schmitz-Emans (Hg.): Zukunftsromane der Zwischenkriegszeit. Poetisch-politische Imaginationen, Berlin/New York: De Gruyter 2022, 351 Seiten, gebunden (ISBN 978-3-11-077093-3)

Mit Beiträgen von Gijs Altena, Dina Brandt, Medardus Brehl, Hans Esselborn, Lucian Hölscher, Uwe-K. Ketelsen, Kristin Platt, Fynn-Adrian Richter, Monika Schmitz-Emans, Lasse Wichert und Stefan Willer

Weltuntergänge, Welten ohne Menschen oder mit dramatisch verwandelten Populationen bilden schon im frühen Zukunftsroman ein Motivarsenal, das sich komplementär zum Narrativ des Fortschritts entfaltet. Zwischen dem I. und dem II. Weltkrieg entstehen zahlreiche Zukunftsromane; sie verhandeln implizit nichts Geringeres als die »Geschichte«. Die Beiträge des vorliegenden Bandes konzentrieren sich auf diese Phase. Ein Schwerpunkt liegt auf deutschen Beispielen; auch Werke anderer Sprachräume werden einbezogen.

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Alexandra Tcherkasski: "Hier ruhen friedliche Sowjetbürger". Die NS-Judenermordung in der sowjetischen Erinnerungskultur zum Zweiten Weltkrieg, Wiesbaden: Harrassowitz 2022. 311 Seiten

Während des Zweiten Weltkrieges ermordeten die deutschen Besatzer in der Sowjetunion Millionen Menschen, darunter neben Juden aus der Sowjetunion auch Juden, die aus dem Deutschen Reich und anderen Territorien verschleppt wurden.
In der Studie von Alexandra Tcherkasski geht es um den Umgang mit diesen Verbrechen in der sowjetischen Gedenkpolitik. Dabei wird der Diskurs über die sowjetischen Juden als einer sowjetischen Opfergruppe des „Großen Vaterländischen Kriegs“ und seine Verflechtung mit politischen und gesellschaftlichen Mechanismen (hier als „relationale Politik“ bezeichnet) untersucht, der dazu führte, dass Juden außerhalb des sowjetischen Siegernarrativs und der geltenden sowjetischen Nationalitätenpolitik als Opfergruppe in der Öffentlichkeit bewusst hervorgehoben wurden. Darüber hinaus wird die Reaktion der staatlichen sowjetischen Gedenkpolitik auf die Bemühungen der sowjetischen Juden, eigene Gedenkorte zu schaffen, analysiert.

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Melber, Platt: Postkoloniale Zukunft


Melber, Henning / Platt, Kristin (Hrsg): Koloniale Vergangenheit - postkoloniale Zukunft. Die deutsch-namibischen Beziehungen neu denken, Frankfurt am Main: Brandes & Apsel 2022. 252 Seiten

Mit Beiträgen von Tom K. Alweendo, Rakkel Andreas, Julia Böcker, Medardus Brehl, Sevim Dagdelen, Albert Gouaffo, Dag Henrichsen, Naita Hishoono, Dominic Johnson, Uazuvara Katjivena, Horst Kleinschmidt, Adetoun Küppers-Adebisi, Michael Küppers-Adebisi, Carola Lentz, Henning Melber, Stephan Mühr, Jephta Nguherimo, Kristin Platt, Ruprecht Polenz, Calle Schlettwein, Sylvia Schlettwein, Bernadus Swartbooi, Uwe Timm, McHenry Venaani, Erika von Wietersheim, Olaf Zimmermann

Mitte Mai 2021 wurde von den Sonderbeauftragten Deutschlands und Namibias als Ergebnis von neun Verhandlungsrunden seit Ende 2015 ein »Versöhnungsabkommen« paraphiert. Als bislang einzigartigen Schritt einer ehemaligen Kolonialmacht erkennt dieses Abkommen den in Südwestafrika verübten Völkermord politisch und moralisch an. Die vereinbarte »Geste der Anerkennung« wird seither in beiden Ländern kon­trovers diskutiert.

Vor diesem Hintergrund stellt dieser Band die verschiedenen Perspektiven vor und lässt dabei unterschiedliche Stimmen aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur in Deutschland und die Sicht der Betroffenen in Namibia zu Wort kommen. Damit soll die Bandbreite der Meinungen und Versuche zur Bearbeitung der kolonialen Hinterlassenschaften am Beispiel des deutsch-namibischen Beziehungsgeflechts, aber auch im Umgang mit der Erinnerung an Massengewalt und ­Genozid in der Geschichte insgesamt dokumentiert werden.

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Häussler, Matthias: The Herero Genocide. War, Emotion, and Extreme Violence in Colonial Namibia, Oxford und New York: Berghahn Books 2021

Drawing on previously inaccessible and overlooked archival sources, The Herero Genocide undertakes a groundbreaking investigation into the war between colonizer and colonized in what was formerly German South-West Africa and is today the nation of Namibia. In addition to its eye-opening depictions of the starvation, disease, mass captivity, and other atrocities suffered by the Herero, it reaches surprising conclusions about the nature of imperial dominion, showing how the colonial state’s genocidal posture arose from its own inherent weakness and military failures. The result is an indispensable account of a genocide that has been neglected for too long.

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Platt (Hg.): Fehlfarben der Postmoderne

Kristin Platt (Hg.): Fehlfarben der Postmoderne. Weiter-Denken mit Zygmunt Bauman, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2020, 356 Seiten

mit Beiträgen von Jörn Ahrens, Constantin Goschler, Ruth Großmaß, Peter Imbusch, Matthias Junge, Wolfgang Knöbl, Thomas Kron, Kristin Platt, Walter Reese-Schäfer, Jürgen Straub, Jan Weyand.

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Mediterranean Other

Medardus Brehl / Andreas Eckl / Kristin Platt (Hgg.): The Mediterranean Other - The other Mediterranean, Paderborn: Wilhelm Fink/Ferdinand Schöningh 2019, 230 Seiten, 20 farb. Abb.

mit Beiträgen von Cristina Balma Tivola, Julia Blandfort, Medardus Brehl, Andreas Eckl, Paolo Giaccaria, Shlomo Lotan, Anna Piotrowska, Kristin Platt, Christopher Schliephake, Paul Silverstein, Anna Tozzi Di Marco, Felix Wiedemann.

mit Beiträgen von Cristina Balma Tivola, Julia Blandfort, Medardus Brehl, Andreas Eckl, Paolo Giaccaria, Shlomo Lotan, Anna Piotrowska, Kristin Platt, Christopher Schliephake, Paul Silverstein, Anna Tozzi Di Marco, Felix Wiedemann.

»Today, we particularly encounter the Mediterranean Other in the “refugee”. Scientific, political and public discourses on the Mediterranean are - continuously or most recently? - determined by hegemonial perspectives.

Considering other perceptions, interpretations and representations seems to be impossible in light of financial crises, the new South, blurring borders and unclear securities. The contributions in this volume dispute this form of thinking. The research papers do not only encourage the reader to critically examine current political developments. They also provide a framework for Mediterranean minorities, nongovernmental groups and diasporas in search of their own voice.«

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